VVPN – Verband der Vertragspsychotherapeuten Nordbaden

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Klageverfahren / Urteile

Gemeinsame Pressemitteilung bvvp, DPtV, VAKJP: Psychotherapeutenverbände äußern Unverständnis

Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um ak­zep­tiert Be­schluss des Er­wei­ter­ten Be­wer­tungs­aus­schus­ses zu den Psy­cho­the­ra­pie­ho­no­ra­ren

Ber­lin, 4. De­zem­ber 2015. Vor zwei Mo­na­ten hat der Er­wei­ter­te Be­wer­tungs­aus­schuss (EBA) ei­ne An­he­bung der Psy­cho­the­ra­pie­ho­no­ra­re be­schlos­sen. Die Psy­cho­the­ra­peu­ten hat­ten da­ge­gen pro­tes­tiert, weil der Be­schluss in mehr­fa­cher Hin­sicht von der Recht­spre­chung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts ab­weicht. In recht­li­chen Stel­lung­nah­men hat­ten die Psy­cho­the­ra­peu­ten­ver­bän­de das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ge­sund­heit (BMG) auf­ge­for­dert, den Be­schluss auf­sichts­recht­lich zu be­an­stan­den. Aus­führ­lich hat­ten sie dar­ge­legt, aus wel­chen Grün­den sie den Be­schluss für rechts­wid­rig hal­ten. Sie hat­ten sich da­bei auf die ge­fes­tig­te Recht­spre­chung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts (BSG) be­ru­fen, das im­mer wie­der Be­schlüs­se des Be­wer­tungs­aus­schus­ses als rechts­wid­rig be­ur­teilt hat­te.

„Un­se­ren Mit­glie­dern fehlt je­des Ver­ständ­nis da­für, dass die Rechts­auf­sicht es durch­ge­hen lässt, dass Kas­sen und Kas­sen­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gun­gen (KVen) im Be­wer­tungs­aus­schuss ge­mein­sa­me Sa­che da­bei ge­macht ha­ben, die Ho­no­ra­re der Psy­cho­the­ra­peu­ten auf ei­nem Ni­veau zu fi­xie­ren, das die Un­ter­schie­de zu so­ma­tisch tä­ti­gen Ärz­ten ze­men­tiert“, sind sich die Ver­bän­de in ei­ner ge­mein­sa­men Er­klä­rung ei­nig. Sie set­zen nun auf die Ge­rich­te, bei de­nen Kla­gen von Psy­cho­the­ra­peu­ten an­hän­gig sind. Am En­de wer­de das Bun­des­so­zi­al­ge­richt zu ent­schei­den ha­ben.

Der nun vom BMG nicht be­an­stan­de­te Be­schluss be­zieht sich auf die Neu­be­wer­tung der ge­neh­mi­gungs­pflich­ti­gen psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Leis­tun­gen ab dem Jahr 2012. Ne­ben ei­ner An­he­bung der Ver­gü­tung ge­neh­mi­gungs­pflich­ti­ger Leis­tun­gen um knapp 2,7 Pro­zent wird ein sog. „Struk­tur­zu­schlag“ ein­ge­führt. Er wird ab ei­ner be­stimm­ten Aus­las­tung und dann auch nur ab­gestaf­felt ver­gü­tet. Nur ein Teil der Pra­xen pro­fi­tiert da­von.

Un­ab­hän­gig von ih­rer recht­li­chen Be­wer­tung wei­sen die Ver­bän­de dar­auf hin, dass sich der Be­schluss schäd­lich auf die Ver­sor­gung psy­chisch Kran­ker aus­wir­ken wer­de: Mit dem Zu­schlags­kon­zept ak­zep­tiert das BMG ein Ver­gü­tungs­sys­tem, das dem ge­setz­li­chen Auf­trag, die Psy­cho­the­ra­pie­richt­li­nie zu fle­xi­bi­li­sie­ren, zu­wi­der­läuft.

An­statt durch ein recht­lich ver­an­ker­tes Min­dest­ho­no­rar ei­ne Ba­sis zu schaf­fen, auf der die Fle­xi­bi­li­sie­rung des psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Be­hand­lungs­spek­trums und die Ver­sor­gung mit kurz­fris­tig ver­füg­ba­ren Be­hand­lun­gen auf­ge­baut wer­den könn­te, be­kom­men ge­ra­de die­je­ni­gen Psy­cho­the­ra­peu­ten kei­ne Zu­schlä­ge, die nie­der­schwel­li­ge, nicht ge­neh­mi­gungs­pflich­ti­ge Leis­tun­gen er­brin­gen.

Recht­lich kri­ti­sie­ren die Ver­bän­de an dem Be­schluss des Er­wei­ter­ten Be­wer­tungs­aus­schus­ses, dass er in mehr­fa­cher Hin­sicht von der Recht­spre­chung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts ab­weicht:

Als ers­tes steht er im Wi­der­spruch zu der ge­setz­li­chen Vor­ga­be ei­ner „an­ge­mes­se­nen Ver­gü­tung je Zeit­ein­heit“. Das Bun­des­so­zi­al­ge­richt hat in sei­ner Recht­spre­chung die­se Vor­schrift stets so kon­kre­ti­siert, dass sie sich auf al­le ge­neh­mi­gungs­pflich­ti­gen Leis­tun­gen be­zieht. Der ge­gen­wär­ti­ge Be­schuss führt da­zu, dass die glei­chen Leis­tun­gen un­ter­schied­lich ver­gü­tet wer­den. "Was der Be­wer­tungs­aus­schuss als Zu­schlag be­zeich­net, ist bei nä­he­rem Hin­se­hen ein Ab­schlag“, be­ton­te Di­pl.-Psych. Bar­ba­ra Lu­bisch, Bun­des­vor­sit­zen­de der Deut­schen Psy­cho­the­ra­peu­ten­Ver­ei­ni­gung (DPtV).

Au­ßer­dem be­zieht sich der Be­schluss nur auf den Zeit­raum ab dem 1.1.2012, ob­wohl der Er­wei­ter­te Be­wer­tungs­aus­schuss ur­sprüng­lich die Prü­fung der Jah­re 2009 bis 2011 be­schlos­sen hat­te. Da­zu äu­ßer­te der Vor­sit­zen­de der Ver­ei­ni­gung ana­ly­ti­scher Kin­der- und Ju­gend­li­chen Psy­cho­the­ra­peu­ten in Deutsch­land (VAKJP), Uwe Kel­ler: „Das ist nicht rechts­kon­form, weil sehr wahr­schein­lich die Ho­no­ra­re auch in die­sen Jah­ren zu nied­rig wa­ren. Wir kön­nen nicht nach­voll­zie­hen, wie­so dies nicht be­an­stan­det wur­de.“

Schließ­lich be­rück­sich­tigt der Be­schluss bei der Er­mitt­lung der Ver­gleich­ser­trä­ge der Fach­arzt­grup­pen und der Kos­ten­da­ten der Psy­cho­the­ra­peu­ten le­dig­lich die ver­al­te­ten Da­ten aus der Kos­te­ner­he­bung des sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes von 2007. „Das ist will­kür­lich, weil ak­tu­el­le­re Da­ten ver­füg­bar sind“, sag­te Dr. med. Mar­tin Krem­ser, Vor­sit­zen­der des Bun­des­ver­ban­des der Ver­trags­psy­cho­the­ra­peu­ten (bvvp). Auch dies sei ei­ne Re­ge­lung zum Nach­teil der Psy­cho­the­ra­peu­ten.

Die drei Ver­bän­de se­hen sich durch die nun ent­stan­de­ne La­ge in ih­rer For­de­rung be­stärkt, dass der Ge­setz­ge­ber end­lich Rechts­si­cher­heit schafft, in­dem die Vor­schrift zur an­ge­mes­se­nen Ver­gü­tung psy­cho­the­ra­peu­ti­scher Leis­tun­gen kon­kre­ti­siert und die Be­nach­tei­li­gung der Psy­cho­the­ra­peu­ten bei der Ho­no­rie­rung be­en­det wird.

 

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