VVPN – Verband der Vertragspsychotherapeuten Nordbaden

Mitglied im BVVP Baden-Württemberg und BVVP Bundesverband

Verband

Psychiatrie und Psychotherapie sitzen in einem Boot!

Der Bun­des­ver­band der Ver­trags­psy­cho­the­ra­peu­ten (BVVP) hat am 10. März 2012 auf sei­ner re­gu­lä­ren De­le­gier­ten­ver­samm­lung mit 60 Ver­tre­tern aus sei­nen 17 Re­gio­nal­ver­bän­den ein Sym­po­si­on zum The­ma: "Wie geht es mit Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie wei­ter - mit­ein­an­der oder ge­gen­ein­an­der?" ver­an­stal­tet.

Die De­le­gier­ten des BVVP – in dem ärzt­li­che, Psy­cho­lo­gi­sche, Kin­der- und Ju­gend­li­chen­psy­cho­the­ra­peu­ten so­wie Psy­cho­so­ma­ti­ker und so­gar et­wa ge­nau­so vie­le Psych­ia­ter or­ga­ni­siert sind wie in den ein­zel­nen Psych­ia­ter­ver­bän­den – dis­ku­tier­ten in­ten­siv das ak­tu­el­le und vor al­lem das zu­künf­tig mög­li­che Ver­hält­nis der bei­den Fach­ge­bie­te zu­ein­an­der.

Ein­füh­rungs­re­fe­ra­te von Chris­ti­an Will­now, Vor­sit­zen­der des BVVP-Lan­des­ver­ban­des Nord­rhein (RVN), von Be­ne­dikt Wald­herr, Vor­sit­zen­der des BVVP-Lan­des­ver­ban­des Bay­ern, und von Nor­bert Bo­we, Vor­stands­re­fe­rent des BVVP, ga­ben his­to­ri­sche Über­bli­cke so­wie den ak­tu­el­len Stand der Dis­kus­sio­nen wie­der. Ein zen­tra­ler Punkt der Vor­trä­ge und auch der nach­fol­gen­den Dis­kus­si­on war die von Sei­ten ei­ni­ger Psych­ia­ter­ver­bän­de bis heu­te im­mer wie­der kol­por­tier­te Be­haup­tung, dass die Psych­ia­ter für we­ni­ger Geld vie­le schwer psy­chisch Er­krank­te be­han­deln müss­ten, wäh­rend die Psy­cho­the­ra­peu­ten we­ni­ge, eher leich­ter Er­krank­te län­ger, aber da­mit ins­ge­samt kos­ten­träch­ti­ger be­han­del­ten, so­dass für die Psych­ia­trie die­ses Geld nicht mehr zur Ver­fü­gung stün­de. Da­her wird von ih­nen aus ei­ner ri­va­li­sie­ren­den Hal­tung im­mer wie­der ei­ne Um­ver­tei­lung in­ner­halb der „Psy­cho-Fä­cher“ zu ih­ren Guns­ten ge­for­dert. Die Schluss­fol­ge­rung, auf der die­se For­de­rung be­ruht, wur­de von den Re­fe­ren­ten und den De­le­gier­ten ein­hel­lig als glei­cher­ma­ßen schäd­lich für Psych­ia­ter und Psy­cho­the­ra­peu­ten und auch als rück­schritt­lich für die Ver­sor­gung psy­chisch Er­krank­ter zu­rück­ge­wie­sen. Wie erst jüngst wie­der die TK-Mo­dell-Stu­die nach­ge­wie­sen hat, be­han­deln Psy­cho­the­ra­peu­ten kei­nes­wegs nur die leich­ter Er­krank­ten, son­dern re­gel­haft Pa­ti­en­ten mit sehr ho­her psy­chi­scher wie so­ma­ti­scher Krank­heits­last. Auch dass mit Psy­cho­the­ra­pie mehr Geld ver­dient wür­de, ge­hört ins Reich der Mär­chen: Die durch­schnitt­li­chen Quar­tal­sum­sät­ze der Psy­cho­the­ra­peu­ten lie­gen mehr als 10.000,- € un­ter de­nen der Psych­ia­ter. Aber Psy­cho­the­ra­pie be­nö­tigt na­tür­lich einen an­de­ren Be­hand­lungs­an­satz, der eben mehr Zeit be­nö­tigt als ei­ne vor­wie­gend me­di­ka­men­tö­se Be­hand­lung. Es sind aber bei­de Zu­gän­ge und Be­hand­lungs­for­men glei­cher­ma­ßen nö­tig und sinn­voll und er­gän­zen sich, je nach­dem, um wel­che psy­chi­sche Er­kran­kung es sich han­delt und wie er­folg­ver­spre­chend sie für den Pa­ti­en­ten sind. Weil bei­de Be­rei­che die Ver­sor­gung psy­chisch Er­krank­ter nur ge­mein­sam be­wäl­ti­gen kön­nen und da­bei auf­ein­an­der an­ge­wie­sen sind, ap­pel­lier­ten die ver­sam­mel­ten De­le­gier­ten des BVVP an die Ent­schei­dungs­trä­ger der Psych­ia­ter­ver­bän­de, sich künf­tig von schäd­li­chen Po­la­ri­sie­run­gen zu di­stan­zie­ren und zu ei­ner ge­deih­li­chen Ko­ope­ra­ti­on auf Ver­bän­de­e­be­ne zu kom­men. Dies wür­de auch dem Ver­sor­gungs­all­tag vor Ort am ehe­s­ten ent­spre­chen. Denn dort funk­tio­niert die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Psych­ia­tern und Psy­cho­the­ra­peu­ten meis­ten­teils pro­blem­los. Die Zu­sam­men­ar­beit der Be­rufs­grup­pen emp­fiehlt sich auch noch aus ei­nem an­de­ren Grund: Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie sit­zen hin­sicht­lich des be­kann­ten Pro­blems der Un­ter­fi­nan­zie­rung der Psy­cho-Fä­cher – und der „Spre­chen­den Me­di­zin“ über­haupt – im Ver­gleich mit den eher tech­ni­schen me­di­zi­ni­schen Dis­zi­pli­nen im sel­ben Boot. Einen Aus­weg se­hen die De­le­gier­ten auf dem Hin­ter­grund der er­heb­li­chen Zu­nah­me psy­chi­scher Er­kran­kun­gen da­her nicht im ge­gen­sei­ti­gen Wegdrän­gen vom „Fut­ter­trog“, son­dern eher in ge­mein­sa­men Ak­ti­vi­tä­ten und For­de­run­gen nach bes­se­rer Fi­nan­zie­rung so­wie bes­se­ren Nie­der­las­sungs­mög­lich­kei­ten, die an der zu­neh­men­den Mor­bi­di­täts­ent­wick­lung ori­en­tiert sind. Hier sind Po­li­tik, Kas­sen und – bei der Ho­no­rar­ver­tei­lung – die KVen am Zug.

Frei­burg, den 12.03.12

Die Re­fe­ra­te kön­nen von der Pres­se ger­ne an­ge­for­dert wer­den. Pres­se­re­fe­rat des BVVP: Dr. Frank Ro­land Deis­ter, Mail: deis­ter@bvvp.de

weitere Artikel zum Thema

Cookie-Warnung

Für statistische Zwecke und um bestmögliche Funktionalität zu bieten, speichert diese Website Cookies auf Ihrem Gerät. Das Speichern von Cookies kann in den Browser-Einstellungen deaktiviert werden. Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Akzeptieren