VVPN – Verband der Vertragspsychotherapeuten Nordbaden

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Aktuelles zum BSG Urteil NFD

Lie­be Mit­glie­der,

der Vor­stand der KV Ba­den-Würt­tem­berg hat­te die Ärz­te­schaft am 10.10.2023 in­for­miert, dass der Ent­scheid des Bun­des­so­zi­al­ge­rich­tes Kas­sel be­züg­lich der So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht der Poolärz­te im Be­reit­schafts­dienst am 24.10.23 fal­len wird.

Wir al­le hat­ten ge­hofft, dass das Ge­richt ei­ne fro­he Bot­schaft ver­kün­den wird. Nun ist das Ge­gen­teil ein­ge­tre­ten: Die Poolärz­te gel­ten als so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig und ste­hen mit so­for­ti­ger Wir­kung dem Be­reit­schafts­dienst in der bis­he­ri­gen Form nicht mehr zur Ver­fü­gung. Für vie­le von uns ist das ei­ne Ka­ta­stro­phe!

Wir wol­len Ih­nen hier ei­ne kur­ze Hand­rei­chung zur Ein­ord­nung und zum Um­gang mit der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on ge­ben. Na­tür­lich ha­ben wir in den letz­ten Ta­gen ver­mehrt Mit­glie­deran­fra­gen da­zu er­hal­ten und wer­den Ih­nen auch wei­ter­hin, so­weit mög­lich, mit Rat zur Sei­te ste­hen.

Zur Si­tua­ti­on: Die Aus­gangs­la­ge wur­de im An­schrei­ben der KV dar­ge­legt, und wir er­spa­ren Ih­nen einen zwei­ten Auf­guss da­zu. So­weit uns be­kannt, sind al­le vor­he­ri­gen um­fang­rei­chen Ver­mitt­lungs­ver­su­che auf bun­des­po­li­ti­scher Ebe­ne mit Kon­tak­ten in die Bun­des­mi­nis­te­ri­en für Ar­beit und Ge­sund­heit nicht zu ei­ner Lö­sung ge­kom­men. Den­noch bleibt es schwer zu ver­ste­hen, dass von ge­setz­ge­be­ri­scher Sei­te auf ei­ne or­ga­ni­sa­to­ri­sche Be­las­tung des Be­reit­schafts­diens­tes mit ver­mut­lich star­ker Aus­wir­kung auf die Ver­sor­gung un­se­rer Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten nicht proak­tiv rea­giert wur­de. Die­se Vor­gän­ge lie­gen je­doch nicht in un­se­rer Reich­wei­te als bvvp-BW. Un­ser En­ga­ge­ment be­zieht sich auf die Mit­wir­kung in den Kom­mis­sio­nen für Be­reit­schafts­dienst auf Lan­des­ebe­ne und na­tür­lich über die Ver­tre­ter­ver­samm­lung der KVBW. Es gibt aber Aus­sa­gen dar­über, dass das Bun­des­ar­beits­mi­nis­te­ri­um nun mit dem Ge­richts­ur­teil be­gin­nen wird, ei­ne Lö­sung zu er­ar­bei­ten.

Das Ge­richt be­grün­de­te sei­ne Ent­schei­dung da­mit, dass Poolärz­te vor­ge­ge­be­ne Struk­tu­ren und Ge­rät­schaf­ten nut­zen, auch die bei der KV an­ge­stell­ten MFAs, dass sie in ih­rer Tä­tig­keit fremd­be­stimmt sind, kein un­ter­neh­me­ri­sches Ri­si­ko tra­gen und ei­ne Min­dest­ver­gü­tung er­hal­ten. All dies wi­der­spricht ei­ner selbst­stän­di­gen Tä­tig­keit.

Da es sich um ei­ne ge­richt­li­che Ent­schei­dung han­delt und da wir qua Be­rufs­recht aus­nah­me­los als nie­der­ge­las­se­nen Ärzt*in­nen zur Durch­füh­rung des Be­reit­schafts­diens­tes und Auf­recht­er­hal­tung un­se­res da­für not­wen­di­gen Kennt­nis­stan­des ver­pflich­tet sind, ha­ben wir des­halb nicht zu Pro­test oder Streikak­tio­nen auf­ge­ru­fen.

Der­zeit wer­den et­wa 40 Pro­zent der Be­reit­schafts­dienst­last durch Poolärz­te ge­tra­gen.

Als ers­te Kon­se­quenz hat die KVBW mit so­for­ti­ger Wir­kung al­le be­ste­hen­den Ver­ein­ba­run­gen mit den Poolärz­ten ge­kün­digt. Da­für wur­den durch die Kreis­be­auf­trag­ten be­reits al­ter­na­ti­ve Dienst­plä­ne er­stellt, die nur dienst­ver­pflich­te­te nie­der­ge­las­se­ne Ärzt*in­nen bein­hal­ten. Hier­für und für die Maß­nah­men der „Not­brem­se“ wur­de von der VV der KVBW ein un­um­strit­te­ner Vor­rats­be­schluss ge­fasst. Die­sen tra­gen wir po­li­tisch als un­aus­weich­li­che Maß­nah­me mit.

Da­mit Sie sich noch­mal de­tail­lier­ter ins The­ma Be­reit­schafts­dienst ein­le­sen kön­nen, hier ein link auf die KVBW-Web­sei­te:

htt­ps://www.kv­ba­wue.de/pra­xis/not­fall­dienst/not­fall­dienst-von-a-z

und zur ak­tu­el­len Si­tua­ti­on:

htt­ps://www.kv­ba­wue.de/pra­xis/ak­tu­el­les/not­brem­se-not­fall­dienst

Wei­ter­hin hat die Son­der­voll­ver­samm­lung der KVBW vom 24.10.23 ei­ne Re­so­lu­ti­on ver­ab­schie­det, die die Po­li­tik dring­lich auf­for­dert, die am­bu­lan­te Ver­sor­gung zu ent­las­ten und die Ver­sor­gung mit Be­reit­schafts­dienst und un­kom­pli­zier­ten Ver­tre­tungs­mög­lich­kei­ten zu er­mög­li­chen.

Was kön­nen Sie tun, wenn Sie ein­ge­teilt wer­den und sich fach­lich nicht in der La­ge se­hen, einen Be­reit­schafts­dienst durch­zu­füh­ren?

Da Ih­re Wahr­schein­lich­keit, im Dienst­plan ein­ge­teilt zu wer­den, er­heb­lich steigt, müs­sen wir al­le er­reich­bar sein und ver­fol­gen, ob wir ein­ge­teilt wer­den. Je­der kann aber den Dienst durch einen per­sön­li­chen Ver­tre­ter ab­leis­ten las­sen. Kon­kret be­deu­tet das: Die dienst­ver­pflich­te­ten Ärz­tIn­nen ste­hen zwar wei­ter­hin mit ih­rem Na­men im Dienst­plan, der Stell­ver­tre­ter oder die Stell­ver­tre­te­rin mel­den sich dann am Dienst­tag zum Dienst per Te­le­fon in ih­rem Be­zirk an (Fahr­dienst) und über­neh­men den Dienst. Die Ab­rech­nung er­folgt über die LANR des im Dienst­plan Ge­nann­ten, und der Ver­tre­ter stellt nach dem Dienst ei­ne Rech­nung an ihn. Die­ses Vor­ge­hen ist gut be­kannt, weil Or­ga­ni­sa­tio­nen wie z. B. das Ärz­te­team Lup­pe in Süd­ba­den schon seit Jah­ren so ar­bei­ten. Wer al­so über einen sol­chen or­ga­ni­sier­ten Dienst Ver­tre­tung hat, für den än­dert sich gar nichts. Per­sön­li­che Ver­tre­ter kön­nen al­le Ärz­tIn­nen sein, die sich das zu­trau­en und die not­wen­di­ge Qua­li­fi­ka­ti­on ha­ben. Das soll­te ei­gent­lich je­der, der sich per­sön­lich ver­tre­ten lässt, prü­fen (z. B. in wel­chen Kli­ni­ken, in wel­chen Fä­chern, wie lan­ge schon tä­tig etc.). Es ist aber da­von aus­zu­ge­hen, dass sich nun vor­ran­gig die Poolärz­te für ei­ne per­sön­li­chen Ver­tre­tung mel­den, und die­se sind von der KV be­reits ge­prüft!

Und: Es ist kein Not­arzt­dienst, es ist ein hau­s­ärzt­li­cher Dienst, au­ßer­halb der Sprech­zei­ten. Es sind kei­ne Spe­zi­al­kennt­nis­se er­for­der­lich.

Wenn Sie sich selbst den Dienst zu­trau­en, dann kön­nen Sie na­tür­lich die Räum­lich­kei­ten und die In­fra­struk­tur und die Ge­rät­schaf­ten der Not­fall­pra­xen nut­zen. Sie müs­sen den Dienst nicht in der ei­ge­nen Pra­xis leis­ten.

Die letzt­end­li­che Ver­ant­wor­tung liegt beim of­fi­zi­ell dienst­ha­ben­den Arzt oder der Ärz­tin, und die­se/r müss­te im Ernst­fall auch die Haf­tung für Feh­ler über­neh­men. Auch wenn der/die Ver­tre­te­rIn nicht zum Dienst er­scheint, ist der oder die im Dienst­plan ge­nann­te Per­son na­tür­lich ver­ant­wort­lich. Für Nicht­er­schei­nen zum Dienst wird in der Re­gel ei­ne Auf­wand­pau­scha­le für die Ver­tre­ter­su­che in Hö­he von 1.000 € fäl­lig. Dis­zi­pli­na­ri­sche Maß­nah­men er­fol­gen nur nach wie­der­hol­ten Auf­fäl­lig­kei­ten.

Die zwei­te Mög­lich­keit ist der Ver­such der Dienst­ab­ga­be in­ner­halb der BD-on­li­ne Dienst­tausch­bör­se.

Schließ­lich möch­ten wir Sie bit­ten, sich re­gio­nal in Ih­ren Krei­särz­te­schaf­ten um­zu­hö­ren und mit den Kreis­be­auf­trag­ten ab­zu­stim­men, da die­se je­weils un­ter­schied­li­che Mo­del­le der Kri­sen­ko­or­di­na­ti­on eta­blie­ren wer­den.

Fa­zit:

Es bleibt span­nend, und un­ser al­ler Puls ist er­höht, wenn wir dar­an den­ken. Aber wir blei­ben op­ti­mis­tisch, dass sich mit der Zeit neue ent­las­ten­de Re­ge­lun­gen fin­den wer­den. Der Vor­stand der KV ist je­den­falls in­ten­siv da­bei, sich neue Or­ga­ni­sa­ti­onss­truk­tu­ren zu über­le­gen, die den Mit­glie­dern best­mög­lich ent­ge­gen­kom­men, auch vor al­lem in Be­zug auf Ver­tre­tungs­mög­lich­kei­ten. Da­bei ist klar, dass die bis­he­ri­gen An­ge­bo­te deut­lich re­du­ziert wer­den.

Ei­ne Lö­sung könn­te sein, dass der Ge­setz­ge­ber in­ner­halb kür­zes­ter Zeit merkt, dass die Si­cher­stel­lung des Be­reit­schafts­diens­tes dann nicht mehr funk­tio­niert und dass ei­ne ge­setz­li­che Aus­nah­me­re­ge­lung zur So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht ver­ab­schie­det wird. Hier­für gibt es näm­lich schon ei­ne Vor­la­ge bei den im Ret­tungs­dienst Tä­ti­gen!

Herz­li­che Grü­ße,

Der Vor­stand des bvvp-BW und Il­se Zim­mer­mann als Mit­glied der Not­fall­dienst­kom­mis­si­on

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