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Pressemitteilung: Psychotherapeut*innen nehmen Stellung zum Abschlussbericht des IQTIG zum Qualitätssicherungsverfahren zur ambulanten psychotherapeutischen Versorgung

Psy­cho­the­ra­peut*in­nen neh­men Stel­lung zum Ab­schluss­be­richt des IQTIG zum „Qua­li­täts­si­che­rungs­ver­fah­ren zur am­bu­lan­ten psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Ver­sor­gung ge­setz­lich Kran­ken­ver­si­cher­ter“ – QS-Fall­do­ku­men­ta­ti­on in der Pra­xis („Klas­sik­ver­fah­ren“)

Ber­lin, 13.04.2022 – In ih­rer Stel­lung­nah­me zum Ab­schluss­be­richt des In­sti­tuts für Qua­li­täts­si­che­rung und Trans­pa­renz im Ge­sund­heits­we­sen (IQTIG) for­dert ein brei­tes Bünd­nis der Psy­cho­the­ra­peut*in­nen, be­ste­hend aus der Deut­sche Psy­cho­the­ra­peu­ten­Ver­ei­ni­gung (DPtV), der Ver­ei­ni­gung Ana­ly­ti­scher Kin­der- und Ju­gend­li­chen-Psy­cho­the­ra­peu­ten (VAKJP) und dem Bun­des­ver­band der Ver­trags­psy­cho­the­ra­peu­ten (bvvp), kon­kre­te Nach­bes­se­run­gen vor Ein­füh­rung des so­ge­nann­ten „Klas­sik­ver­fah­rens“ zur Qua­li­täts­si­che­rung in der am­bu­lan­ten Psy­cho­the­ra­pie.

Das am grü­nen Tisch ge­plan­te Qua­li­täts­si­che­rungs­ver­fah­ren be­trifft ins­ge­samt ca. 40.000 Psy­cho­the­ra­peut*in­nen. Das Bünd­nis kri­ti­siert, dass das Ver­fah­ren mit der dar­in ge­for­der­ten Do­ku­men­ta­ti­on der Qua­li­täts­in­di­ka­to­ren, die für je­den ein­zel­nen The­ra­pie­fall gel­ten, zu ei­nem sehr ho­hen bü­ro­kra­ti­schen Auf­wand in der Pra­xis füh­re, zu­mal es sich um ei­ne Vol­ler­he­bung – al­so ei­ner für al­le Pa­ti­ent*in­nen in Richt­li­ni­en­psy­cho­the­ra­pie – han­delt.

Ei­ne ge­ne­rel­le Prü­fung der Mach­bar­keit z.B. in ei­ner Test­re­gi­on, ist vor­ab un­ab­ding­bar, um die zu­sätz­li­chen Be­las­tun­gen, the­ra­peu­ti­sche, tech­ni­sche und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Stö­run­gen im Vor­feld zwei­fels­frei aus­zu­schlie­ßen.

Das Bünd­nis for­dert, dass ei­ne em­pi­ri­sche Er­he­bung der be­nö­tig­ten Zeit pro Pa­ti­ent oder Pa­ti­en­tin und der dar­aus ent­ste­hen­den Kos­ten ver­an­lasst wird, ori­en­tiert an den Kos­ten für die Arzt­mi­nu­te in der am­bu­lan­ten Ver­sor­gung. Zu­dem müs­se statt der Vol­ler­he­bung ei­ne Stich­pro­be­ner­he­bung ein­ge­führt wer­den, um hier ein an­ge­mes­se­nes Ver­hält­nis von Auf­wand und Nut­zen im In­ter­es­se ei­ner tat­säch­li­che Qua­li­täts­ver­bes­se­rung her­zu­stel­len.

Auch müs­se vor der flä­chen­de­cken­den Ein­füh­rung ei­ne un­ab­hän­gi­ge wis­sen­schaft­li­che Eva­lua­ti­on statt­fin­den, so die For­de­rung der Psy­cho­the­ra­peut*in­nen, und die­se müs­se fest­stel­len, ob sich die Be­hand­lungs­qua­li­tät durch Ein­satz des neu­en In­stru­ments tat­säch­lich ver­bes­se­re. Auch müs­se die­se Eva­lua­ti­on be­le­gen, dass das ge­plan­te Ver­fah­ren kei­nen schäd­li­chen Ein­fluss auf den The­ra­pie­pro­zess und die psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Be­zie­hung neh­me.

Dar­über hin­aus be­ur­tei­len die Ver­bän­de ins­be­son­de­re die Qua­li­täts­in­di­ka­to­ren zur Ko­ope­ra­ti­on und zur pa­ti­en­ten­in­di­vi­du­el­len An­wen­dung und Aus­wer­tung von stan­dar­di­sier­ten In­stru­men­ten und de­ren kon­kre­te Aus­ge­stal­tung mit den da­zu­ge­hö­ri­gen Items als tief­grei­fen­de Ein­grif­fe in die In­di­ka­ti­ons­ent­schei­dun­gen der Psy­cho­the­ra­peut*in­nen und da­mit als ex­ter­ne Ein­grif­fe in den in­di­vi­du­el­len The­ra­pie­pro­zess selbst so­wie in die the­ra­peu­ti­sche Be­zie­hung. Beim letz­ten Qua­li­täts­in­di­ka­tor emp­fiehlt das IQTiG de­ren Aus­set­zung für die ana­ly­ti­sche Psy­cho­the­ra­pie und kon­ter­ka­riert da­mit die ge­setz­li­che Vor­ga­be, dass das In­stru­ment ver­fah­rensu­n­ab­hän­gig an­ge­wen­det wer­den kön­nen muss.

Das Ver­bän­de­bünd­nis for­dert da­her ei­ne Strei­chung die­ser Qua­li­täts­a­spek­te. Zu­dem weist es dar­auf hin, dass die Ex­pert*in­nen bei kei­nem ein­zi­gen der In­di­ka­to­ren einen Hin­weis auf ein Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al be­stä­tigt hät­ten, was im Ab­schluss­be­richt des IQTiG aber kei­ner­lei Be­ach­tung fin­det.

Die Psy­cho­the­ra­peut*in­nen kri­ti­sie­ren zu­dem, dass die ge­plan­ten Re­fe­renz-be­rei­che für die In­di­ka­to­ren mit 90 oder 95 Pro­zent viel zu hoch und au­ßer­dem will­kür­lich fest­ge­legt wor­den sei­en. Den hoch in­di­vi­du­el­len The­ra­pie­pro­zes­sen und Stö­rungs­kon­stel­la­tio­nen wür­den die­se Fest­set­zun­gen in kei­ner Wei­se ge­recht. Statt­des­sen lie­ge ih­nen die Vor­stel­lung ei­ner Ein­heits­psy­cho­the­ra­pie zu­grun­de, die das Ver­bän­de­bünd­nis ent­schie­den ab­leh­ne.

Es weist hin­ge­gen auf das Eck­punk­te­pa­pier der KBV zur Neu­aus­rich­tung der Qua­li­täts­si­che­rung hin. Dar­in wür­den die fünf wich­tigs­ten Im­pul­se für ei­ne Neu­aus­rich­tung auf­ge­zeigt. Auf die­se, so heißt es in der Stel­lung­nah­me der Ver­bän­de, soll­te das ge­plan­te QS-Ver­fah­ren in der am­bu­lan­ten Psy­cho­the­ra­pie aus­ge­rich­tet wer­den.

htt­ps://www.kbv.de/me­dia/sp/Fak­ten­blat­t_­Neu­aus­rich­tung_s­QS.pdf

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